22 Apr 2022
Unser Gesprächspartner ist Jourian Bax, der Inhaber der Fahrschule Bax Opleidingen in den Niederlanden. Seine Fahrschule bietet Fahrstunden in einem Elektrofahrzeug an. Wir wollten wissen, wie der Fahrschulunternehmer auf das elektrische Fahren blickt.
Könnten Sie sich bitte kurz vorstellen?
Ich bin Jourian Bax vom Familienunternehmen Bax Opleidingen. Ich habe eine Ausbildung im Bereich Marketing und bin immer an Innovationen interessiert. Ein aktuell wichtiges Thema in der Automobilindustrie ist die Elektrifizierung. Deshalb haben wir gemeinsam mit unserem Stammautohändler Van Mossel geprüft, was wir tun können, um das elektrische Fahren zu fördern.
Warum sind Sie auf das elektrische Fahren umgestiegen?
Da man mit einem Elektrofahrzeug nur einen Führerschein für Fahrzeuge mit Automatikgetriebe erwerben kann, ist der Markt weiterhin sehr begrenzt. Deshalb haben wir mit Van Mossel zusammengearbeitet, um Personen, die ein Elektroauto kaufen, eine Schulung anzubieten. Auf diese Weise lernen sie die Eigenschaften des elektrischen Fahrens besser kennen und haben mehr Freude an ihrem Elektrofahrzeug.
Wie ist diese Idee entstanden? Aus der Marktnachfrage heraus oder haben Sie eine Marktlücke erkannt?
Als Fahrschule versuchen wir immer, uns von der Masse abzuheben, denn es gibt viel Konkurrenz. Uns ist aufgefallen, dass viele Menschen dem elektrischen Fahren negativ gegenüberstehen, weil sie mit Blick auf die Reichweite skeptisch sind. Sie sind der Ansicht, ein Elektroauto würde nicht zu ihnen passen. Da dachten wir uns, dass wir einen Part bei der Anschaffung neuer Elektrofahrzeuge übernehmen können. In der Zukunft wird es zudem so sein, dass wir den Führerschein nicht mehr nur einmal im Leben machen, sondern Fahren zum kontinuierlichen Lernprozess wird und wir mehrmals im Leben in die Fahrschule gehen müssen. Dieser Entwicklung möchten wir voraus sein.
Sie bieten nicht nur Fahrstunden für Menschen an, die ein neues Elektrofahrzeug kaufen. Auch Fahrstunden für den Führerschein können bei Ihnen in einem Elektroauto absolviert werden. Bemerken Sie da einen Unterschied beim Typ Ihrer Kundschaft?
Es gibt zwei Typen Mensch, die Automatikautos möchten: diejenigen, die Schwierigkeiten mit dem Schalten haben, und diejenigen, die sich Komfort wünschen. Letztere Gruppe wächst schnell. Allgemein ist beim Fahren mit Automatikgetriebe ein Einstellungswandel hin zum Positiven festzustellen. In unserer Kundschaft sehen wir keinen Unterschied zwischen Nutzenden regulärer Automatikgetriebe und denen, die elektrisch fahren.
Sie bieten auch eine Kombination aus Fahren mit Elektroantrieb und Fahren mit Schaltung an. Was bedeutet das?
In den ersten zehn Fahrstunden wird mit einem Elektrofahrzeug geübt, danach wird zum Auto mit Gangschaltung gewechselt. Auf diese Weise lernen unserer Fahrschülerinnen und -schüler den Komfort eines Automatikfahrzeugs kennen und erwerben zugleich den Führerschein für ein Schaltgetriebe. Das ist für viele eine gute Lösung. Wir fahren mit dem Modell ID3, das auch über Funktionen des autonomen Fahrens verfügt. Dadurch lernen unsere Fahrschülerinnen und -schüler, wie es ist, wenn das Auto von sich aus die Geschwindigkeit reduzieren und die Fahrbahn einschätzen kann. So können sie schneller am Verkehr teilnehmen, weil sie nicht schalten müssen.
Lernen die Fahrschülerinnen und -schüler auch mehr über das elektrische Fahren an sich?
Ja, wir erklären auch, wie das Aufladen und die verschiedenen Ladeverfahren funktionieren. Gemeinsam mit Icharge haben wir Unterrichtsmaterial entwickelt, mit dem wir in zwei Stunden alles Wissenswerte rund um das Thema elektrisches Fahren vermitteln können.
Wie bewerten Sie als Fahrschule die Reichweite des Elektrofahrzeugs?
Das ist etwas, das wir berücksichtigen müssen. Im Durchschnitt fahren wir 30 bis 35 km pro Stunde, die Reichweite beträgt effektiv 300 km. Mehr als zehn Unterrichtsstunden werden da schon zur Herausforderung. Ein durchschnittlicher Tag mit acht Stunden Fahrzeit ist aber gut zu schaffen. Wir haben eine Ladestation am Büro, sodass wir die Autos in den Pausen immer aufladen können. Wir müssen das zwar berücksichtigen, betrachten es aber nicht als Problem.