Heute haben wir mit Richard Thijssen gesprochen, der in den Niederlanden als Taxifahrer arbeitet und zu 100 % elektrisch fährt. Wir wollten mehr über die Erfahrungen mit Elektrofahrzeugen aus der Sicht eines Unternehmers erfahren.
Könnten Sie sich bitte kurz vorstellen?
Ich bin seit fünf Jahren Taxifahrer und fahre seit vier Jahren ein Elektroauto. Ich habe mein Hobby zum Beruf gemacht: Fahren, Service und alles rund um Elektroautos und Automatisierung.
Warum sind Sie auf das elektrische Fahren umgestiegen?
Die Niederlande werden von Millionen von Fahrzeugen mit Verbrennungsmotor verschmutzt und die Taxibranche hat einen großen Anteil daran. Vor ein paar Jahren kam ich in Kontakt mit Taxi Electric in Amsterdam, die bereits seit zehn Jahren Elektrofahrzeuge einsetzen. Ich habe eine Fahrt in einem Elektroauto gemacht und war sofort begeistert. Damals bin ich auf das elektrische Fahren umgestiegen, denn das ist ein ganz anderes Fahrerlebnis. Außerdem ist mir Nachhaltigkeit wichtig; ich habe meine letzte Anstellung aufgegeben, weil ich als nachhaltiger Unternehmer tätig werden wollte.
Warum ist Nachhaltigkeit Ihnen wichtig?
Ich bin 60 Jahre alt, habe vier Kinder und drei Enkelkinder und möchte gesellschaftliche Verantwortung übernehmen, um ein nachhaltigeres Lebensumfeld zu schaffen. Das geht über die Mobilität hinaus und beinhaltet auch unsere Lebensweise und unseren Konsum.
Welches Auto fahren Sie bzw. sind Sie schon gefahren?
Ich fahre einen Tesla. Als ich anfing, gab es nur Elektroautos von Tesla und Kia. Das ist jetzt anders; jede angesehene Automarke hat ein Elektrofahrzeug auf dem Markt. Für die Personenbeförderung ist es wichtig, dass das Auto eine große Reichweite hat. Es gab nur ein Auto mit einer Reichweite von über 600 Kilometern: den Tesla Model S Long Range.
Im Vergleich zu vor vier Jahren ist der Markt enorm gewachsen. Wo sehen Sie die größten Unterschiede?
Der größte Unterschied besteht in der Anzahl der Ladestationen, insbesondere solcher für schnelles Laden. Als ich vor vier Jahren anfing und die Nachtschicht fuhr, musste ich von Nijmegen nach Zevenaar fahren, um mein Auto schnell aufzuladen. Heute geht das auch in Nijmegen. Zudem gibt es heute an verschiedenen Standorten Ladestationen, an denen mit 350 kW schnell geladen werden kann. Auch die Marken werden immer besser beim Schnellladen. Ein Beispiel dafür ist der EV6 von Kia, der in 18 Minuten aufgeladen werden kann. Das ist ein großer Unterschied im Vergleich zu vor vier Jahren.
Unterscheidet sich Ihre Kundschaft von der anderer Taxifahrer, weil Sie ein Elektrofahrzeug fahren?
Auf jeden Fall! In den letzten Jahren habe ich viele Kundinnen und Kunden gehabt, die früher die Bahn genutzt haben und dann auf Taxis umgestiegen sind, weil wir elektrisch fahren. Auch Hotels, die früher dieselbetriebene Taxis gerufen haben, fordern im Zuge ihrer eigenen nachhaltigen Entwicklung jetzt unsere Taxis an. Abgesehen vom Aspekt der Nachhaltigkeit habe ich meine Preise in den letzten drei Jahren nicht erhöht. Auch das macht mich attraktiver als Taxiunternehmen, die mit Verbrennern fahren. Die Fahrt mit einem Elektrotaxi ist günstiger als die mit einem Taxi mit Verbrennungsmotor. Wir sind für die allgemeine Kundschaft interessant, weil wir nachhaltiger und günstiger sind als die Konkurrenz.
Letzte Frage: Was machen Sie, während Ihr Fahrzeug auflädt?
Ich lade einmal am Tag an einer Ultra-Schnellladestation. Währenddessen habe ich viel zu tun: administrative Aufgaben oder meine Planung. Oft nutze ich die Zeit aber einfach als Pause. Das ist eine absolute Win-win-Situation!